Ein wüster Plan: weitgehende Reproduktion des 1991er AMG-Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 in Weiß, Rot und Gold für den Niederländer Marcel Wüst.
Marcel Wüst: ein ehemaliger deutscher Radrennfahrer, der bei einem Sturz am 11. August 2000 sein rechtes Augenlicht verlor und seitdem als Autor, Moderator und Pressesprecher tätig ist. Mit seinem Namensvetter aus Oud-Beijerland in der niederländischen Provinz Zuid-Holland ist Wüst allerdings weder verwandt noch verschwägert. Doch auch der Holländer macht im Sport von sich reden. Schon seit ein paar Jahren fährt er Rennen. Aber nicht auf zwei schmalen, sondern auf vier etwas breiteren Reifen – im klassischen Tourenwagen-Metier, bevorzugt mit dem „Sechzehnventiler“ von Mercedes-Benz. Für die bevorstehende Saison 2021 bereiten die Spezialisten von tst sport + technik ein besonderes Einsatzgerät für ihn vor: eine weitgehende Nachfertigung des 1991er AMG-Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 in den Sponsorfarben des Reemtsma-Konzerns. In leichter Abwandlung des zu seiner Zeit verbreiteten Werbeslogans heißt es in Zukunft: „Test the Wüst“.
Die Story:
1991 stieg in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) noch mehr Rauch als üblich auf, als der Hamburger Tabakkonzern Reemtsma zwei AMG-Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evo II in den weiß-gold-roten Sponsorfarben der Zigarettenmarke West einkleiden ließ. Ellen Lohr und Kurt Thiim pilotierten die beiden Daimler – mit unterschiedlichem Erfolg: Während der Däne immerhin den achten Tabellenplatz in der Jahres-Endabrechnung erreichte, kam die schnelle Mönchengladbacherin auf den 26. Rang. Ihre Zeit sollte noch kommen: Nur ein Jahr später sicherte sie sich den einzigen Sieg einer Frau in der Deutschen Tourenwagen-Bundesliga. Vielleicht ist ihr Benz im Glimmstengel-Design auch deshalb bis heute unvergessen. Das zeigte sich wieder einmal, als sich bei tst sport + technik Besuch aus den Niederlanden ankündigte. Marcel Wüst, in Oud-Beijerland als Händler der Untertürkheimer Automarke niedergelassen, hatte für seine künftigen Renneinsätze im klassischen Tourenwagen-Rennsport eine Karosserie als aufbaufähige Basis erworben. Als die Frage nach dem Konzept aufkam, lag der Vorschlag schnell auf dem Tisch: West, Wüst – warum denn keine weitgehende Reproduktion des inzwischen 30 Jahre alten Werkswagens auf den Weg bringen?
Marcel Wüst, der zuletzt mit einem serienverwandten „Sechszehnventiler“ in der Rennsportserie „Tourenwagen Legenden“ aktiv gewesen ist, sagte begeistert zu. Das war der Auftakt zu vielen Arbeitsstunden an der Hedemündener Straße 1 in Hann.Münden, dem Standort von tst sport + technik. Viele Details mussten an dem angefangenen Sportprojekt rückgebaut werden, um dem berühmten Vorbild so gut wie möglich zu entsprechen. Keine leichte Aufgabe, wie sich herausstellte: Einige hundert Stunden flossen allein in den Blechbau. Hinzu kam, dass keine Teile am freien Markt angekauft werden konnten, sondern die meisten Komponenten speziell für dieses Fahrzeug angefertigt werden mussten. Das galt insbesondere für den 320 bis maximal 330 PS leistenden Reihen-Vierzylinder-Treibsatz mit Flachschieber-Einspritzung und digitaler Bosch-Motorsteuerung des Typs Motronic MP 2.7. Ein baugleiches Kraftwerk beflügelte übrigens auch einen anderen Niederländer, Gerbert Luttikhuis, 2020 zum Gesamtsieg bei den „Tourenwagen Legenden“. Auch dieses Aggregat ist von tst sport + technik zusammengestellt worden, seitdem wird es vom Team um Einsatzleiter Patrick Schellberg betreut und gewartet.
Überhaupt, Gerbert Luttikhuis, Marcel Wüst und all die anderen Niederländer in den schnellen Daimlern der Klasse 2 für modifizierte Renntourenwagen der Gruppe H: Da hat sich eine nette Community aus Oranje gefunden, zu der sich mit Roland Jakobs noch ein weiterer Kunde von tst sport + technik gesellt hat. Sie alle sind bei den „Tourenwagen Legenden“ zwar im Rennmodus unterwegs, gehen aber auch respekt- und würdevoll miteinander um. Wer sich etwas genauer mit den technischen Feinheiten beschäftigt, erkennt den Hintergrund. So legt Marcel Wüst großen Wert auf neue 18-Zoll-Räder in Original-Abmessungen, die aus geschmiedetem Magnesium speziell gefertigt worden sind. Lackiert sind die edlen Rundlinge in demselben Rotton, in dem die neuwertig hergerichtete, viertürige Karosserie abgesetzt ist – ein Kleinod, zum Fahren fast zu schön. Doch schon in den Sommermonaten wird es soweit sein. Dann ist die Auslieferung vorgesehen, und dann ist auch das Veranstaltungsprogramm der „Tourenwagen Legenden“ mit allein sechs Auftritten im Rahmen der heutigen DTM in vollem Gange. Und wer weiß – vielleicht schaut ja auch einmal der andere Marcel Wüst, der aus Köln, im Fahrerlager vorbei?
Bis dahin sind bei tst sport + technik noch einige weitere Arbeitsstunden zu leisten. Sämtliche Sonderanfertigungen müssen montiert, angepasst und zu einer funktionierenden Einheit zusammengefügt werden – eine spannende Aufgabe, über deren Ergebnis wir Sie gerne informieren werden. Bleiben Sie uns gewogen!
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins
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