Vor großer Zuschauerkulisse zelebrierten die Tourenwagen-Legenden der DTM Classic auf dem Norisring ihren Saisonabschluss, der durch ein zusätzliches Aufgebot an Fahrerpersönlichkeiten wie Christian Danner und nicht minder prominenten Rennboliden ein besonders stimmungsvoller war. Auch tst sport + technik gab sich noch einmal mit allen vier AMG-Mercedes-Benz C-Klasse die Ehre, zusätzlich setzten zahlreiche Kunden – auch hier zum Teil mit namhaften Gaststartern verstärkt – auf den 190 E 2.5-16. Die Bilanz: zwei Gesamtsiege und ein erster Platz in der hart umkämpften Klasse 2 für modifizierte Tourenwagen bis Modelljahr 1992.
Die Schlagzeilen:
Dieses war der erste Streich: Klaus Ludwig sichert sich im Samstagsrennen den achten Saisonsieg mit der gelben AMG-Mercedes-Benz C-Klasse ITC 1996 von INTAX Motorsport.
… und der zweite folgt sogleich: Gaststarter Christian Danner münzt seine Vergangenheit in der Formel 1 in einen taktisch geschickt erkämpften Triumph im Sonntagsrennen um.
Klassensieg und vierter Gesamtrang im Leihwagen: Geburtstagskind Gerbert Luttikhuis verzichtet auf den Start und überlässt Marc Hessel das Cockpit des Kunden-190 E 2.5-16.
Noch einmal ein Großeinsatz für tst sport + technik am zweiten Oktober-Wochenende 2021 auf dem Norisring in den Straßen Nürnbergs: Die beiden Finalrennen der diesjährigen DTM boten die Rahmenhandlung, pro Renntag waren 25.000 Zuschauer auf der geschichtlich bedeutenden Steintribüne zugelassen – und das Wetter spielte trotz Corona-bedingter Verlegung des traditionellen Termins Ende Juni ebenfalls mit. Bei wolkenlosem Himmel zelebrierten zwei Dutzend Rennfahrer ihren emotionalen Saisonabschluss. Zahlreiche Starpiloten wie Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck oder Christian Danner – beide mit Formel-1-Vergangenheit – waren aufgeboten worden, ebenso die bis zu 520 PS leistenden Klasse-1-Originalfahrzeuge in ungewohnt großer Zahl und Bandbreite von Alfa Romeo bis Opel: ein Fest für die Freunde des klassischen Tourenwagen-Rennsports.
So lief das Qualifying am Samstag, 9. Oktober 2021:
53.284 Minuten, Bestzeit: Bereits bei seiner ersten Begegnung mit der Hinterrad-getriebenen AMG-Mercedes-Benz C-Klasse setzte Christian Danner ein deutliches Ausrufezeichen. 1995 hatte der Münchner zuletzt auf dem Norisring gewinnen können, damals mit dem Allrad-Alfa Romeo 155 V6 ti. 26 Jahre später musste der Mann mit Vorleben in der Formel 1 1989 zwar auf den Vorderachsantrieb verzichten, seinem Vorwärtsdrang tat dies aber keinen Abbruch. Auch im Qualifying bestätigte Danner seine Performance, in 52.453 Minuten markierte er die Trainingsbestzeit mit dem 1996 von Dario Franchitti in der ITC im „D2“-Design von Sponsor Mannesmann Mobilfunk pilotierten C-Klasse.
Klaus Ludwig, mit sieben Saisonsiegen im gelben ’96er-Exemplar von INTAX Motorsport eigentlich der Favorit, folgte mit 1,455 Sekunden Abstand auf dem dritten Rang. Für tst-Teamchef Thorsten Stadler endete die Fahrt mit dem dritten Letztstand-Originalfahrzeug der ITC-Saison 1996 vorzeitig: Eine gebrochene, nicht mehr als Original-Ersatzteil vorrätige Schaltwalze quittierte ihren Dienst. So lag es an Klaus Niedzwiedz, dem DTM-Vizemeister des Jahres 1989, bei seinem Einstand mit der zwei Jahre älteren C-Klasse des Modelljahrgangs 1994 auf dem sechsten Rang ebenfalls eine souveräne Figur abzugeben – auch für Fahrzeugbesitzer Guido Momm im Wortsinn eine Stern-Stunde. Der Immobilien-Unternehmer aus Kelberg stellte sich darauf ein, im Sonntagsrennen ins Geschehen einzugreifen. Das erste von zwei 30-Minuten-Rennen am Samstagnachmittag würde die erste Entscheidung des Wochenendes bringen.
So lief das erste Rennen am Samstag, 9. Oktober 2021:
Souverän wie schon so oft in diesem Jahr: Klaus Ludwig feierte seinen achten Saisonerfolg mit 12,51 Sekunden Vorsprung auf Stefan Rupp im Alfa Romeo 155 V6 ti ITC 1996. Der dreimalige DTM-Champ war sichtlich gerührt nach seinem Rennsieg, im Siegerinterview mit Oliver Sittler kommentierte er: „Christian Danner war saustark heute. Ich hatte zwar ein Problem mit dem vierten Gang, aber das spielte keine Rolle. Ich bin am Mittwoch 72 Jahre alt geworden und fahre hier noch 53er-Rundenzeiten, ein schöner Idiot bin ich! Ich bin hier schon 1972 gestartet – vor 50 Jahren. Ich glaube, von allen, die in Deutschland leben, habe ich die allermeisten Rennen am Norisring gewonnen mit den meisten verschiedenen Marken – mit Porsche, Ford, Mercedes-Benz und Opel. Ich habe hier unglaublich tolle Zeiten erlebt.“
Bis zehn Minuten vor dem Ende hatte Christian Danner mit dem AMG-Mercedes-Benz C-Klasse ITC 1996 mit rund zwei Sekunden vor Ludwig geführt, den er zwischenzeitlich überholte. Doch dann rollte er mit Getriebeproblemen vorzeitig in die Boxengasse. Die erste Diagnose, wie bereits bei Thorsten Stadler: Schaltwalze gebrochen. Mangels verfügbarer Ersatzteile musste dieses Fahrzeug ebenfalls zurückgezogen werden. Für einen Ausgleich sorgte Klaus Niedzwiedz, der den AMG-Mercedes-Benz C-Klasse DTM 1994 vor Hans-Joachim Stuck im 1992er-Audi V8 DTM quattro an vierter Stelle ins Ziel steuerte. An achter Gesamtposition nahm Marc Hessel im Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 EVO II von Gerbert Luttikhuis die schwarz-weiß karierte Flagge entgegen – der Leihgeber feierte 50. Geburtstag zuhause in den Niederlanden und verzichtete auf die Teilnahme. Seinen gelb-weißen Renner entsandte er trotzdem an den Norisring und nahm aus der Ferne an den sportlichen Ereignissen teil.
So lief das zweite Rennen am Sonntag, 10. Oktober 2021:
Klaus Ludwig, der strahlende Sieger des Vortages, war im Sonntagsrennen zur Untätigkeit verurteilt. Die Ursache, nun auch bei ihm: Schaltwalze gebrochen. Für Christian Danner galt das nicht. Er erhielt die Gelegenheit, den erkrankten Guido Momm in dessen AMG-Mercedes-Benz C-Klasse DTM 1994 zu vertreten und nutzte die Gunst der Stunde. Nach 30 Rennminuten hatte er lediglich 0,49 Sekunden Vorsprung auf Stefan Rupp zu verzeichnen. Lange Zeit konnte dieser seinen Kontrahenten hinter sich lassen, doch unmittelbar vor einer Safety-Car-Phase nutzte der erfahrene Vollprofi eine winzige Unachtsamkeit seines Kontrahenten eiskalt aus. Acht Sekunden vor Ablauf der regulären Rennzeit ging das Feld noch einmal in ungebremster Fahrt auf eine letzte, abschließende Runde – Rupp sah aber keine Chance mehr, zu überholen. Überraschungssieger Christian Danner genoss den Augenblick: „Ich habe hier in Nürnberg 1995 das letzte Mal gewonnen, das ist schon ein paar Tage her – da ist es schön, mal wieder ganz oben zu stehen. Ich werde im nächsten Jahr bestimmt ein paar Mal wiederkommen, Thorsten Stadler und ich haben uns auf Anhieb gemocht“, freute sich Danner.
Das schnellste Klasse 2-Fahrzeug, den Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 EVO II, pilotierte Marc Hessel. Der gebürtige Bonner, 1988 bei AMG-Mercedes-Benz in der DTM unter Vertrag, belegte den vierten Gesamtrang – sehr zur Freude auch von Kundenpilot Gerbert Luttikhuis, der bei nächster Gelegenheit wieder selbst ins Lenkrad greifen möchte.
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