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Zwei Vierfachsiege an einem Wochenende, einer davon mit vier zumindest äußerlich gleichen Fahrzeugmodellen: Beim zweiten Lauf der DTM Classic 2021, sprich: Tourenwagen Legenden, auf dem Omloop Terlamen Zolder in der belgischen Provinz Limburg hatte es den Anschein, als sei es für tst sport + technik eine komfortable Angelegenheit gewesen. Doch in Wirklichkeit galt es für das zwölfköpfige Mechanikerteam um den Rennen fahrenden Teamchef Thorsten Stadler, vor Ort eine logistische und materielle Herausforderung nach der anderen zu meistern. Der Umgang mit der komplexen Technologie der ITC/DTM-Klasse 1 auf einem kontinuierlich hohen sportlichen Niveau setzt ein außerordentliches Maß an Expertise voraus – und eine nicht minder ausgeprägte Bereitschaft zu beschleunigter Reisetätigkeit. Zweimal musste ein Ersatzteil-Express von Hann.Münden am Weserursprung nach Belgien organisiert werden – einmal davon vergebens.

Die Schlagzeilen:

Ludwigs Lust: Der dreifache DTM-Champ prägt das sportliche Geschehen nur scheinbar souverän …

Hatschers Comeback: eindrucksvolles Comeback des Mannes von der südlichen Nordsee ins Cockpit.

Momm zeigt Mumm: starker Homerun nach verhaltenem Start aus der ersten Reihe im 1994er-Chassis.

© Farid Wagner, pitwall media

1994, zehn Jahre nach dem Eröffnungsrennen der Deutschen Produktionswagen-Meisterschaft, begann die DTM-Karriere der C-Klasse von Mercedes-Benz im belgischen Zolder. Mit der Neukonstruktion nach dem technisch freizügigen Reglement der Klasse 1 legte Klaus Ludwig damals den Grundstein zum dritten und letzten Titelgewinn in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft. 27 Jahre später machte das Rennen fahrende Geschichtsbuch der Bundesliga des Motorsports, die DTM Classic, auf der traditionsreichen Old-Shool-Rennstrecke in der belgischen Provinz Limburg Station. Und wie damals schon vor 27 Jahren war Klaus Ludwig mit von der Partie – als Fahrer einer von vier originalen C-Klassen von Mercedes-Benz, die tst sport + technik inzwischen an den Start bringt. Darüber hinaus betreute die stark gewachsene Mannschaft aus Hann.Münden auch verschiedene Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 zumindest in Teilumfängen – dies und eine defekte Kardanwelle lösten zwei unvorhergesehene Materialtransporte aus und stellten damit die Improvisationsgabe des Mechanikerteams auf die Probe.

© Farid Wagner, pitwall media

So lief das Qualifying: Ludwig im Pech – und das in doppeltem Sinne.

Eigentlich ist Klaus Ludwig in den Qualifyings der DTM Classic alles andere als ein Vielfahrer. Doch im Abschlusstraining auf dem belgischen Omloop Terlamen wechselte er die Strategie, markierte Trainingsbestzeit, blieb sechs Umläufe draußen – und außerplanmäßig im Notausgang auf der Strecke stehen. Erste Diagnose: ein Defekt im Antriebsstrang, das Differenzial und die aus Kohlefaser gefertigte Kardanwelle waren geborsten. Später stellte sich heraus, dass Klaus Ludwig um drei Startplätze nach hinten versetzt werden würde. Beim Herausbeschleunigen aus der Boxengasse, so das Statement der Rennleitung, habe er die weiße Linie überfahren. So lag es am Niederländer Patrick Huisman, den schnellsten Mercedes-Benz, einen 190 E 2.5-16, in der Startaufstellung zu präsentieren. Wie Klaus Ludwig ein ehemaliger DTM-Pilot, bescherte Huisman seinem Teampartner und Fahrzeugbesitzer Gerbert Luttikhuis mit dem zweiten Platz ein Spitzenergebnis. An dritter Stelle klassiert: Jörg Hatscher bei seiner Rückkehr ins Cockpit der 1996 vom Italo-Schotten Dario Franchitti in der ITC pilotierten C-Klasse. Der Mann von der südlichen Nordsee zeigte sich zehn Monate nach seinem letzten Renneinsatz bestens sortiert. Thorsten Stadler folgte auf dem fünften Platz, Lausitzring-Sieger Kurt Thiim in der C-Klasse des Jahrgangs 1994 auf dem achten Rang. Mit Marvin Schaid und Roland Jakobs folgten weitere tst-Kundenpiloten mit ihren „Baby Benz“ auf den Positionen.

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© Farid Wagner, pitwall media

Das eigentliche Drama spielte sich im Anschluss an das Qualifying in der Zeltstadt im Fahrerlager ab, als an Ludwigs leuchtgelbem Mercedes-Benz von INTAX Motorsport die Schadensaufnahme erfolgte. Während für das geplatzte Differenzial Ersatz bereitlag, galt das nicht für die Kardanwelle aus Kohlefaser. Thorsten Stadler erklärte sich bereit, die Kardanwelle aus seiner eigenen C-Klasse ausbauen zu lassen und Klaus Ludwig zur Verfügung zu stellen. Dieser bedankte sich später mit einer emotionalen Rede, in der er den Sportsgeist und die Kameradschaft in seinem Rennstall herausstellte. Stadler selbst gab die Hoffnung auf einen Start im Samstagsrennen über 30 Minuten aber nicht auf, sondern organisierte einen Ersatzteil-Transport mit einem Übergabepunkt im zwei Stunden entfernten Dortmund. Die originalverpackte, allerdings seit vielen Jahren lagernde Karbon-Welle traf auch rechtzeitig im Fahrerlager ein. Dort angekommen und ausgepackt, stellte sich jedoch heraus, dass die Welle ebenfalls beschädigt war und somit nicht montiert werden konnte. Thorsten Stadler war damit zumindest im ersten Durchgang zum Zuschauen verurteilt.

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© Farid Wagner, pitwall media

So lief das erste Rennen: Klaus Ludwig revanchiert sich bei Kurt Thiim für die Niederlage auf dem Lausitzring.

Spiel, Satz und Sieg: Für Klaus Ludwig lief im ersten Durchgang alles wunschgemäß. Nach der Sportstrafe im Qualifying vom vierten Startplatz aus losgefahren, machte er schnell verlorenes Terrain gut und setzte sich an die Spitze des 21-Wagen-Feldes. Kurt Thiim benötigte für seinen Weg nach vorne etwas länger – zu lange, um den Sieg dreizehn Tage zuvor auf dem Lausitzring wiederholen zu können. Für den Dänen blieb der zweite Rang, während Jörg Hatscher souverän den verbleibenden Podiumsrang sicherstellte. Patrick Huisman machte mit dem Kunden-190er der Scuderia Luttikhuis sogar einen Vierfachsieg komplett, während Roland Jakobs mit einem im Getriebe feststeckenden Gang zu kämpfen hatte. So ergab sich der zweite Ersatzteiltransport, der auch eine weitere neue Kardanwelle für den Stadler-Mercedes umfasste.

© Farid Wagner, pitwall media

So lief das zweite Rennen: Foto-Finish fürs Wohnzimmer – Ludwig und Stadler nach 30 Rennminuten im Paarlauf ins Ziel.

Das Klassement des ersten Rennens gab auch die Reihenfolge in der Startaufstellung des zweiten Durchgangs am Sonntag vor. Neben Vortages-Sieger Klaus Ludwig fand sich Guido Momm wieder, der nun anstelle von Kurt Thiim die ehemals von Ellen Lohr und Uwe Alzen gefahrene C-Klasse des Jahrgangs 1994 steuerte. Während Jörg Hatscher als Drittplatzierter gleich dahinter lauerte, musste Thorsten Stadler nach erfolgreichem Austausch der Kardanwelle von ganz hinten starten und eine Aufholjagd inszenieren – was ihm auch gelang. Nachdem er Jörg Hatscher und Guido Momm passiert hatte, setzte sich Stadler mit sieben Sekunden Abstand auf den führenden Klaus Ludwig an zweiter Stelle fest. Auf den letzten Metern der Schlussrunde schmolz der Rückstand dann jedoch auf ein Mindestmaß zusammen. So kam es zum Foto-Finish, dass Ludwig mit einer halben Wagenlänge Vorsprung für sich entschied. Glücklicher Dritter: Jörg Hatscher, der wie Sieger Klaus Ludwig für INTAX Motorsport an den Start geht. Vierter: Guido Momm, der sich nach verhaltener Anfangsphase im Verlauf des Rennens immer besser in Szene setzte und zunächst eingebüßte Positionen wieder aufholte. Auch die Kundenpiloten Gerbert Luttikhuis und Roland Jacobs kamen über die Distanz – krönender Abschluss eines aufwändigen, aber auch erfolgreichen Rennwochenendes in Zolder.

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© Farid Wagner, pitwall media

Schon in zwei Wochen setzt sich das Veranstaltungsprogramm der DTM Classic, sprich: der Tourenwagen Legenden, auf dem Nürburgring fort.

Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome, netzwerkeins GmbH

Fotografie: © Farid Wagner, pitwall media

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